Was hören wir – im Unterschied zum Baum?
Was hören wir – und was hört ein Baum?
Es ist mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass Pflanzen hören können. Sie nehmen Schallwellen wahr und reagieren darauf – nicht etwa auf unsere Musik, sondern auf Klänge, die in ihrer Umwelt Bedeutung haben.
Wenn wir Pflanzen klassische Musik vorspielen, ist das für sie bloß Lärm – ein Geräusch unter vielen. Doch bestimmte akustische Signale ihrer Fressfeinde verstehen sie. Sie können darauf reagieren, häufig mit chemischen Abwehrstrategien.
Studien zeigen, dass Pflanzen bereits dann Abwehrstoffe produzieren, wenn man ihnen die Fressgeräusche von Insekten lediglich vorspielt. Sie aktivieren Schutzmechanismen, warnen Nachbarpflanzen und verändern ihr eigenes chemisches Milieu.
In meinem Projekt „Sounds of the Inner Tree“ untersuche ich mit Sensoren und Sonden, was ein Baum hört – und wie er klingt. Ich versuche, in ihn hineinzuhören, um seine inneren Klangräume zu erfassen.
Die Audiodaten der Sensoren bilden eine Klangquelle, die zweite entsteht aus den Umgebungsgeräuschen rund um den Baum, die ich mit Mikrofonen aufnehme. Aus diesen beiden Ebenen entsteht ein komplexes Hörbild, das sowohl die äußeren Sounds des Waldes als auch die inneren Schwingungen und Resonanzen des Holzes umfasst.
Mich interessiert, wie sich der Luftschall und der Umgebungslärm im Inneren des Baumes widerspiegeln:
Wie viel Klang dringt ein – und wie tief?
Gibt es dadurch Veränderungen in der Struktur des Holzes? Oder sogar Auswirkungen auf Wachstum und Kommunikation?
Meine Aufnahmen zeigen, dass innerhalb des Baumes ein reiches akustisches Feld existiert:
Ich höre Insekten, die in ihm leben, Erdhummeln in den Wurzeln, Käferlarven, die sich durch das Holz fressen oder dort verpuppen. Auch Vögel und kleine Nagetiere sind zu hören – oft nur als kaum wahrnehmbare Spuren.
Diese inneren und äußeren Klangwelten offenbaren, was Pflanzen hören – und welche Klänge sie selbst erzeugen.
Wetter, Wind und Sonne prägen diese akustischen Prozesse ebenso wie der gesamte Wald als Habitat, der als lebendiges Ensemble von Tieren, Insekten und Pflanzen mitschwingt.
Das Projekt ist ein Versuch, Abstand von einer anthropozentrischen Sichtweise zu gewinnen – und eine andere Perspektive einzunehmen: die einer hörenden, klingenden Natur.